Foto - Accademia di Belle Arti di Bologna

Die Accademia

Italien ist bekannt, geradezu berühmt für die Kunst. Das spürt man schon beim ersten Betreten der Accademia di belle arti di Bologna. Das Erscheinungsbild der Accademia gleicht dem eines prachtvollen Museums für Renaissance-Kunst. Die unglaublich große Fächerauswahl besteht nicht nur aus praktischen Kursen in riesig-tollen Werkstätten, sondern auch aus vielen inspirierenden Theoriekursen: Storia d’arte, Filosofia und Fenomenologia - alle Kurse haben einen Bezug zu Design aber auch zu moderner, gegenwärtiger Kunst oder zur italienischen Renaissance-Kunst. Im Unterschied zu Fachhochschule Dortmund handelt es sich bei der Accademia di belle arti di Bologna um eine Kunsthochschule sowie um eine Design-Hochschule. Die Übergänge zwischen Kunst und Design sind hier bei weitem fließender. Objektdesigner, Grafikdesigner, Modedesigner, Maler, Bildhauer, Restaurateure und vielleicht auch Philosophen - sie alle können an der Accademia glücklich werden! Wegen dieser gigantischen, kunterbunten Auswahl an Kursangeboten, hatte ich anfangs Schwierigkeiten, mich auf nur vier Kurse festzulegen. Kurse, die mir besonders gefallen haben, waren die Zeichenkurse. Es sind an drei Tagen der Woche Aktmodelle in der Accademia, und ist man einmal zum Kurs angemeldet, dann steht einem die Tür zum Zeichensaal immer offen. Darüberhinaus gibt es gut ausgestattete Werkstätte für Gips, Ton, Mamor, Stein, Holz, Textil und Druckarbeiten.

Die Prüfungen schwanken zwischen sehr anspruchsvoll und sehr entspannt. Das hängt ganz stark von den Professoren und insbesondere ihrem Bild von Erasmus-Studenten ab: Manche machen zwischen italienischen Studenten und den Erasmus-Teilnehmern nämlich eindeutige Unterschiede, mache wiederum kaum und manche gar nicht. Ich jedoch wurde in all meinen Prüfungen sehr fair behandelt und benotet!

Die Sprache

Die Italiener und ihre Sprache haben einen bestimmten Ruf bei den Ausländern. Man sagt oft: „ Sie sprechen mit den Händen“. Stimmt! Genauso sagt man: „Italiener sind stolz“. Das stimmt noch viel mehr! Die Italiener sind ein freundliches, lustiges, lebensliebendes Volk. Sie verehren ihre Sprache und zwar so sehr, dass sie kaum, wirklich selten Englisch lernen und wenn, es sofort wieder verlernen. Das trifft nicht nur auf die Professoren zu, sondern auch auf die Studenten. Somit würden ich jedem Erasmus-in-Italien-Interessierten dringest empfehlen: Lerne Italienisch!! Ohne Sprachvorkenntnisse in Italien zu studieren, ist bitter, mühsam und hart. Mindestens B1.

Das Studentenleben

Viele verbinden Italien mit Essen: mit gutem Essen. Ich würde sagen, dass das Essen in Italien auch wirklich sehr, sehr gut ist, allerdings (wie die meisten guten und schönen Dinge in Italien) kostet es leider nicht wenig. Während ich in Dortmund manchmal für 2,50 € in der Mensa gegessen habe, kostet so manch ein Pranzo in der bolognesischen Mensa oft mal 7€. Natürlich ist die deutsche Mensa nicht mit der italienischen zu vergleichen. Nichtsdestotrotz: ungewöhnlich teuer! Deswegen habe ich, wie unter Studenten üblich, meistens etwas von Zuhause mitgenommen. Sonst gab es Pizza Casa: Hier gibt es für 2,50 € die günstigste Pizza Bolognas und daher gilt es als zweites Zuhause der Studenten. Ähnlich erstaunlich ist die Situation mit den Unterkünften in Bologna. Es ist normal, sich ein Zimmer mit einer oder mehreren Personen zu teilen. Einzelzimmer (camera singola) im Centro sind eher selten, kosten deutlich mehr und sind natürlich heiß begehrt. Trotzdem sollte man sich nicht vom „Wohnungskampf“ der Erasmus-Leute anstecken lassen. Denn letztendlich findet jeder etwas, auch diejenigen, die unbedingt ein Einzelzimmer haben wollten. Ich hatte ein Einzelzimmer in einer 3-WG nur etwas außerhalb für 330 € - ein wahrer Glücksfall!

Neben dem Essen, der Kunst und der Sprache sind Italiener für ihre blendende Organisation bekannt. Das Uffico d ́ Erasmus ist sehr gut organisiert. Der Welcome-Day war wunderschön, perfekt geplant und auch nachher konnten die Erasmus-Teilnehmer bei Fragen jederzeit im Büro vorbeikommen.

Die italienischen Professoren hingegen sind nicht ganz so hervorragend organisiert. Man wartet gerne mal auf Prüfungen, Vorlesungen oder Besprechungen, die dann letztendlich doch gar nicht stattfinden. Das scheint dort deutlicher normaler als in Deutschland zu sein. È la vita. Vielleicht weil das Warten in einem wunderschönen Gebäude umgeben von wunderschönen Orten (ich denke an Scuderia, Orto botanico, Bar Vittorio oder der bibliotheca ) einem leichter fällt als in einem deutschen Zweckbau.

Insomma, Italien entspricht auf einer lustigen und beeindruckenden Weise vielen Vorurteilen und Klischees. Die Accademia lässt jedem Studenten die Möglichkeit komplett frei zu arbeiten, die etwas verrückten Professoren unterstützen einen, wenn man es möchte. Die Stadt quillt über von Studenten, welches die Wohnungssuche erschwert, die lange Partysuche vernichtet, aber generell und eigentlich das Leben versüßt. Alles in allem ist Bologna vielfältig, inspirierend und verwunschen, bunt und laut, dreckig, chaotisch. Ich finde Bologna einfach wundervoll.

Accademia di Belle Arti di Bologna, Sommersemester 2018