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1) Vorbereitung (Planung, Organisation, Bewerbung bei der Gasthochschule)

Als ich den Entschluss gefasst hatte, ein Auslandssemester in Paris zu verbringen, klärte ich zunächst die offenen Fragen und Rahmenbedingungen mit dem Auslandsbeauftragten meines Fachbereiches, sowie dem International Office. Sechs Monate vor Beginn des Auslandsaufenthaltes belegte ich einen Sprachkurs, der mir über meine Heimatuniversität angeboten wurde. Dort ließ ich mir nach Abschluss auch das von der EnsAD geforderte Formular ausstellen, welches die Sprachkenntnisse bescheinigt. 

Meine Bewerbung umfasste die geforderten Dokumente wie Lebenslauf, Motivationsschreiben, Empfehlungsschreiben und mein PDF-Portfolio auf CD (ca. 20 Arbeiten). Eine andere Erasmus-Studentin erzählte mir, sie habe lediglich den Link zu ihrem Tumblr-Portfolio verschickt und auch auf ein Empfehlungsschreiben verzichtet. Darauf würde ich mich allerdings nicht verlassen. 

Zum Thema Versicherung: Bei der deutschen Krankenkasse sollte man sich einen französische Vordruck organisieren, der den Versicherungsschutz bescheinigt. Einen speziellen Auslandskrankenschutz und eine Unfallversicherung halte ich persönlich für Quatsch. Für die Ausleihe von Equipment muss man eine Haftpflichtversicherung mit Auslandsschutz vorweisen.

Ganz wichtig: Man sollte sich früh genug um die ganzen Dokumente kümmern. Und vor allem berücksichtigen, dass im August in Frankreich Ferien sind und dementsprechend an der EnsAD niemand zu erreichen ist.

2) Unterkunft

Man kommt nicht umhin, dem Thema »Wohnungssuche in Paris« einen größeren Absatz zu widmen. Deshalb an dieser Stelle ein paar ernstgemeinte Tipps für künftige Wohnungssucher (basierend auf meinen Erfahrungen und denen anderer Erasmus-Studenten): Mit einer gewissen Naivität fuhr ich einen Monat vor Studienbeginn nach Paris und setzte mir als Ziel, eine eigene kleine Wohnung zu finden. Ich suchte hauptsächlich im Internet in der wohl populärsten Wohnungsbörse pap.fr. Diese bietet kleine, halbwegs günstige Studios im Minutentakt an und auch einen Besichtigungstermin zu vereinbaren ist nicht allzu schwer. Trifft man jedoch zum vereinbarten Zeitpunkt am Ort des Begehrens ein, schlägt einem die brutale Realität ins Gesicht: Knapp 30 gleichaltrige, gutaussehende Französinnen/Franzosen stehen bereits seit einer Stunde Schlange, um das angebotene Studio zu begutachten - gerne auch in Begleitung der Eltern (natürlich in Kostüm und Anzug.) Und selbstverständlich hat jeder der Konkurrenten die erforderlichen Dokumente parat (Steuererklärung/Arbeitsvertrag/Einkommensnachweis der Eltern, Kopie des derzeitigen Mietvertrages, Nachweis des zeitigen Zahlungseinganges bei den Versorgungsunternehmen, Hausratversicherung, Bürgschaft über 30.000€, uvm.). Spätestens nun wird einem klar, dass man als brockenhaft französisch-sprechender Backpacker relativ geringe Chancen hat. Der Moment, in dem ich auf diesem Weg einer eigenen Wohnung am nähesten kam, war als mir ein Vermieter anbot, ich könne ihm 8000€ in Bar geben und dann selbstverständlich auch als Ausländer ohne Referenzen seine Wohnung für ein Jahr bewohnen…

Deshalb mein ernst gemeinter Rat an alle, die glauben, ein eigenes kleines Studio über pap.fr oder ähnliche Internet-seiten finden zu können: Es ist unmöglich! Und noch einmal: Es ist unmöglich! Ehrgeiz und Ausdauer bringen einen keinen Zentimeter voran. Die einzigen Türöffner auf dem klassischen Wohnungsmarkt sind persönliche Kontakte oder Papas Scheckheft. Wer nichts davon nachweisen kann, sollte sich nach den Alternativen umsehen:

1. Persönliche Vermittlung

Um in Paris unterzukommen sind persönliche Kontakte Gold wert!! Man sollte sich frühzeitig informieren, ob sich zur Zeit Kommilitonen oder Studenten anderer deutscher Universitäten in Paris aufhalten. Ich habe von vielen anderen Erasmus-Studierenden gehört, die eine Wohnung eines Kommilitonen übernommen haben. So setzt man sich ganz entspannt ins gemachte Nest. Wenn man dann noch Glück hat und einen echten Mietvertrag erhält, kann man das französische Wohngeld »CAF« beantragen. Lohnt sich!

2. WG

Auf der Internetseite www.leboncoin.fr gibt es stets zahlreiche WG-Angebote. Hier kann man mit seiner Persönlichkeit überzeugen. Faire Sache. Und wohl der beste Weg um in kürzester Zeit die Sprache zu lernen.

3. Untermiete

Möchte man den Luxus eines eigenen kleinen Studios in Anspruch nehmen, gibt es die Möglichkeit der Untermiete. So kann man den Weg über den Vermieter (der die Dokumente haben will, die man leider nicht hat) umgehen. Auf leboncoin.fr gibt es häufig Angebote von französischen Studenten, die selbst ein Semester im Ausland verbringen und für diesen Zeitraum ihre Unterkunft vermieten. 

3) Studium an der Gasthochschule

Nach einer allgemeinen Begrüßung am ersten Tag wurden meine Erasmus-Kollegen und ich von mehreren Tutoren über das Studien-System aufgeklärt. Außerdem gab es eine Führung durch das Gebäude. Nach der Wahl meiner Kurse fing in der darauffolgenden Woche der Unterricht an.

Obwohl ich mich für das dritte Studienjahr beworben hatte, kam ich in das vierte Jahr. Ich fühlte mich dort aber sehr gut aufgehoben, das Niveau war angemessen. Eine Besonderheit war, dass man wohl in diesem Jahr ein neues Konzept für das vierte Jahr im Bereich Grafik-Design vorgesehen hatte: Das ganze Semester stand unter dem Thema »Design en temps de crise», hierzu gab es einführend einen einwöchigen Workshop, in dem man sich intellektuell mit der Fragestellung auseinandersetzte. Danach begann die eigentliche Phase des Studiums, man konnte 2 von 5 möglichen Kursen auswählen (Design d’information et d’espace, Design d’interaction, Typographie, Edition et narration, Identité et système). Der Unterricht für den ersten Kurs war von Mo-Mi und für den Anderen von Mi-Fr. Umrahmt wurde dies von diversen Workshops, in denen man intensiv an einem Thema arbeitete. Außerdem gab es in regelmäßigen Abständen Vorträge von bekannten Grafikern, die Einblicke in ihre Arbeit gaben. Äußerst interessant! Trotz der übergreifenden Fragestellung zu »Design en temps de crise«, war ich in meiner Themen-Wahl relativ frei. Der Fokus des Studiums liegt meines Erachtens nach vor allem darauf, bestehende Systeme zu hinterfragen und eigenständig zu denken. 

Neben den Pflichtkursen des Fachbereichs sowie Wissenschaftskursen wurde auch die Möglichkeit angeboten, in den anderen Bereichen der Schule zu arbeiten, zusammengefasst unter dem Begriff »Studios«. Die Belegung der Studios ist im vierten Jahr eigentlich nicht vorgesehen, da mir dies jedoch verschwiegen wurde, belegte ich die beiden Studios »Photographie« und »Sérigraphie«. Beides kann ich nur empfehlen! 

Die Qualität der Professoren und Lehrbeauftragten ist meiner Ansicht nach sehr hoch. Ich erhielt stets eine ehrliche und konstruktive Rückmeldung und grade die Erasmus-Studenten wurden gut betreut. Positiv erwähnen muss ich auch den Umgang zwischen Studenten und Professoren - es herrschte eine angenehme, lockere Atmosphäre. 

Aufgrund der Tatsache, dass an der EnsAD nur relativ wenig Studenten angenommen werden, betrug die Anzahl aller meiner Kommilitonen im gesamten vierten Jahr des Bereichs Grafik-Design nur 23 Personen. Der Vorteil dabei ist, dass man sich sehr gut austauschen kann. Generell wurde ich von meinen französischen Kommilitonen sehr freundlich aufgenommen und sie gaben sich große Mühe mir zu helfen und erklärten gerne auch in Englisch. Doch die sprachliche Hürde machte es für mich zu Beginn etwas schwer, engere Beziehungen zu knüpfen. Man fühlt sich eher mit den anderen Erasmus-Studenten verbunden, mit denen ich zu Anfang auch viel gemeinsam unternahm. Erwähnenswert ist an dieser Stelle der angebotene Sprachkurs, der mir sehr weitergeholfen hat!

Einziger kleiner Kritikpunkt ist für mich die Informationspolitik an der Schule: Die Hälfte der Informationen meines Fachbereiches erhielt ich überhaupt nicht, Mails mit angekündigten Anhängen wurden grundsätzlich ohne Anhang versandt und Details zu wichtigen Terminen wurden gerne am Vorabend oder gar nicht bekannt gegeben. Selbst bei meinen französischen Kommilitonen herrschte durchweg Ratlosigkeit, allerdings war es auch nicht sonderlich dramatisch, wenn man einen der »wichtigen Termine« oder gar Prüfungen versäumte. Verabredete man sich für 9 Uhr, so erschien die Mehrheit gegen 10 Uhr. Alles ziemlich locker. Doch trotz dieser chaotischen Atmosphäre darf man nicht den Fehlschluss ableiten, das Studium an der EnsAD wäre ein Kinderspiel oder die Franzosen gar faul - im Gegenteil! Meine französischen Kommilitonen zeigten durchaus mehr Ehrgeiz als ich es aus Deutschland gewohnt war und es wurde täglich bis 19/20 Uhr hart gearbeitet.

Zur technischen Ausstattung der Schule lässt sich sagen, dass diese wirklich sehr gut ist. Die Computer-Pools sind mit neuen iMacs ausgestattet und im hauseigenen Druckcenter kann man kurzfristig qualitativ hochwertige Ausdrucke machen. Auch die Werkstätten sind auf dem neusten Stand. Benötigt man Materialien für ein Projekt, genügt eine Unterschrift des betreuenden Professors und man kann das Material im eigens dafür eingerichteten Büro kostenlos bestellen. Als Erasmus-Student hat man außerdem Zugang zur Bibliothek, die top ausgestattet ist. Hier gibt es auch die Möglichkeit, sich beim Schreiben von französischen Briefen helfen zu lassen. Wenn man eine Kopie seiner Haftpflichtversicherung einreicht, kann man außerdem Kameras, Stative, etc. ausleihen.

Zu guter Letzt kann man noch anfügen, dass es für Studenten der EnsAD zahlreiche Vergünstigungen und Rabatte gibt. Beispielsweise in Geschäften für Künstlerbedarf oder bei der professionellen Ausbelichtung von Fotos (picto-online.fr).

4) Alltag und Freizeit

Alltägliche Kosten:

Paris ist teuer! Diese Aussage trifft zu, wenn man sich halbwegs blöd anstellt. Denn abseits der touristischen Routen sind die Preise meiner Erfahrung nach mit denen in Deutschland vergleichbar. Es gibt viele günstige Supermärkte und ein monatlicher Großeinkauf bei LIDL lässt einen Geld für andere Aktivitäten sparen. Stichwort: Ausgehen. Hier gibt es zahlreiche preisgünstige Möglichkeiten. Neben einer Happy-Hour, die in den meisten Bars angeboten wird, gibt es viele sympathische Etablissements, wo der halbe Liter Bier mit 2,30€ durchaus günstiger ist als in Deutschland. Und auch Freunde der festen Nahrung kommen ganz auf ihre Kosten: Der große Mix an Kulturen bietet die Möglichkeit, kulinarische Spezialitäten aus aller Welt auszuprobieren, zumeist zu sehr moderaten Preisen. Hier gilt die Faustregel: Je weiter man sich von den touristischen Wegen entfernt, umso besser wird es! Und auch andere Ausgaben sind relativ niedrig: Der Haarschnitt beim tunesischen Coiffeur in Belleville schlägt mit 7€ zu Buche, nordafrikanische Atmosphäre inklusive.

Bank:

Um ein Konto in Frankreich zu eröffnen, benötigt man eine französische Adresse. Um eine Wohnung zu mieten, braucht man ein französisches Bankkonto. Hat man dieses Dilemma überwunden, steht die Frage nach dem geeigneten Kreditinstitut auf der Tagesordnung. Eine gute Nachricht: Es ist verdammt günstig, ein französisches Konto zu eröffnen! Ein Freund, der bei BNP arbeitet, empfahl mir LCL (Crédit Lyonnais), diese Bank hat die besten Konditionen für Studenten. Die Kontogebühr für ein komplettes Jahr beträgt unschlagbare 1€. Zudem kann man gebührenfrei bis 200€ überziehen, Online-Banking ist inbegriffen und auch ein Scheckheft gibts obendrauf!

Carte Imagine-R:

Wer Métro und Bus nutzen möchte, kann sich als Student die sogenannte »Carte Imagine-R« zulegen und so innerhalb von Paris alle Verkehrsmittel nutzen. Der monatliche Preis beträgt 35€. Den Antrag gibt es an den Schaltern in der Métro, man braucht eine Bescheinigung der Universität. Die Laufzeit für die »Carte Imagine-R« beträgt mindestens 1 Jahr, allerdings kann man wohl auch aus besonderen Gründen vorzeitig kündigen, beispielsweise wenn man mehr als X Kilometer von Paris wegzieht. (Und dies wäre ja der Fall, wenn man nach einem Semester wieder zurück nach Deutschland möchte.) Mein Tipp: Kümmert euch so schnell wie möglich um das Ticket, der Antrag kann sich bis zu 2 Monate hinziehen… Für diejenigen, die ungern Geld für die Métro ausgeben, sei die App »CheckMyMetro« ans Herz gelegt, die in Echtzeit über Kontrolleure in den Stationen informiert.

Handy:

Eine französische Handynummer ist unverzichtbar. Den besten Tarif hat »free«. Für wahnsinnige 2€ im Monat gibts eine SMS-Flat, Internet inklusive und 100 Freiminuten (wovon man auch Festnetz in Deutschland anrufen kann).

Vélib:

Das System der Leihfahrräder, genannt Vélib, gehört zu den besten Einrichtungen in Paris. Nach Anmeldung und einmaliger Zahlung von 29€, hat man ein ganzes Jahr lang Zugriff auf die Räder, die man an fast jeder Straßenecke rund um die Uhr ausleihen kann. Da die Stadt flächenmäßig relativ klein ist, ist das Vélib eine super Möglichkeit um auch nach Betriebsschluss der Métro nach Hause zu kommen.

Arztbesuch:

Glücklicherweise war ich nur ein einziges Mal gezwungen, einen Arzt aufzusuchen. Die Untersuchung fand in der Privatwohnung (?) des Doktors statt, dauerte zwei Minuten und anschließend forderte der Herr 80€, die er sich in die Hemdtasche steckte. Das Geld erhielt ich nach Einreichen einer Quittung von meiner Krankenkasse wieder.

Kultur:

Müsste man ein einzelnes Wort auswählen, um Paris zu beschreiben, so wäre dies wohl »Kultur«. Man kann sich vor lauter Angeboten kaum retten und es fällt schwer, sich zwischen den unzähligen Ausstellungen, Konzerten und Events zu entscheiden. Zudem wartet an jeder Ecke ein bedeutungsträchtiger Ort und grade für Geschichts-Interessierte Menschen ist Paris ein wahres Eldorado. Der Großteil des kulturellen Angebotes ist ziemlich günstig, für Studenten ist der Eintritt frei oder es gibt Ermäßigungen. Und auch für Cinéasten ist Paris DIE Stadt. Das wohl schönste Kino: Louxor. Das günstigste Kino: UGC Gobelins (4,90€ für Studenten). Wer noch mehr vom Rest des Landes sehen möchte, dem sei die »Carte de réduction jeune« empfohlen, mit der man nach einmaliger Zahlung von 50€ für ein ganzes Jahr innerhalb Frankreichs spottbillig Bahnfahren kann.

Nebenjob:

Eine gute Nachricht für alle, die zusätzliches Geld brauchen: Es ist relativ einfach, einen Teilzeit-Job zu finden! Junge Ausländer sind bei den Chefs gern gesehen, weil diese auf das Geld angewiesen sind und nicht nach wenigen Wochen das Handtuch werfen. Und im Gegensatz zu Deutschland ist Frankreich ein soziales Land: Es gibt einen Mindestlohn und zahlreiche Vergünstigungen als Arbeitnehmer. (Vorausgesetzt, man arbeitet nicht schwarz…). So muss der Chef die Hälfte des Métro-Tickets zahlen und man erhält sog. Resto-Gutscheine, mit denen man in fast allen Restaurants zum halben Preis Essen gehen kann. Die wohl besten Internetseiten zur Jobsuche sind craigslist.com sowie fusac.fr. Auf diesem Weg habe ich bereits nach wenigen Tagen einen Job gefunden. 

Sprache:

Trotz meines deutschen Akzents »de malade« und geringer Sprachkenntnisse, hatte ich zu Beginn des Aufenthaltes relativ wenig Verständigungsprobleme. Das Vorurteil vom arroganten Franzosen, der sich vom Nicht-Muttersprachler pikiert abwendet, kann ich nicht bestätigen. Mir begegnete der Großteil der Franzosen stets mit Geduld und es wurde respektiert, dass ich versuchte, die Sprache zu erlernen. Für das Sprachverständnis half es mir sehr, täglich Radio zu hören. Empfehlenswert auch: »Le Petit Journal«, ein satirischer, politischer Wochenrückblick - kann man auch online angucken. Was für mich allerdings während des gesamtem Aufenthaltes verwirrend war: Jegliche Anglizismen werden in der französischen Version eines Lothar Matthäus ausgesprochen. 

Sicherheit:

Wer einen Tag in der Dortmunder Nordstadt verbracht hat, der hat für Sicherheitsbedenken in Paris nur ein müdes Lächeln übrig. Klar, gewisse Vororte sollte man vielleicht eher mit Vorsicht genießen. Aber innerhalb der Périphérique erschien mir die Atmosphäre durchweg ruhig und friedlich. Horror-Storys, man solle doch bloß nicht die letzte Métro nehmen, sind völliger Quatsch. Lediglich in den Nachtbussen sind des öfteren dubiose Gestalten anzutreffen, aber die gibt es bekanntlich in jeder Kleinstadt. Und wer sich in der Métro sein Handy klauen lässt, der hat es nicht besser verdient. 

5) Fazit (beste und schlechteste Erfahrung)

Es ist schwer (und sicher falsch) nach nur 6 Monaten Auslandsaufenthalt eine verallgemeinernde Aussage über ein anderes Land zu treffen, doch müsste ich dies tun, so wäre mein persönliches Resümee: In Deutschland arbeitet man, um zu arbeiten und in Frankreich arbeitet man, um zu leben. Der französische Lebensstil hat mich wirklich beeindruckt, es wird viel Wert auf Kultur gelegt und ich habe das Gefühl, dass die Menschen ein wenig freier denken und nicht alles so verbissen sehen wie die Deutschen. Doch zu Beginn habe ich diese gewisse Lässigkeit oft als nervig empfunden. Man möge mir verzeihen, aber die Franzosen können überhaupt nicht organisieren. Alles ist unglaublich umständlich, kompliziert und dauert ewig lange. Eine ältere Französin beschrieb es mit folgenden Worten: Baut man in Frankreich ein Haus, wird zuerst das Fundament für das Erdgeschoss gegossen. Anschließend haut man dieses mit dem Presslufthammer auf und gräbt ein Loch für den Keller. Doch diese Eigenschaft ist für mich kein negativer Punkt, vielmehr bin ich der Ansicht, dass man sich von dieser Gelassenheit etwas abgucken kann. Irgendwie wird es schon funktionieren und morgen ist ja auch noch ein Tag!

Neben dem Studium, welches mich in grafischer Hinsicht weitergebracht hat, gehörte der Austausch mit anderen Menschen zu den besten Erfahrungen, die ich in Paris gemacht habe. In den wenigen Monaten konnte ich unzählige interessante und nette Persönlichkeiten kennenlernen und durch meinen Nebenjob als Barkeeper in einer Brasserie kam ich in Kontakt mit Menschen allen Alters und jeglicher Schichten. Grade dies war für mich eine sehr interessante Erfahrung, da man als Student wohl oft eher nur unter seinesgleichen bleibt. Und auch hinsichtlich des Lernens der Sprache kann ich behaupten, dass sich die Zeit mehr als gelohnt hat! Vor allem das Entdecken neuer Viertel, Bars, Restaurants, etc. gehörte für mich zu den spannenden Challenges, die Paris zu bieten hat! Man kann jeden Tag etwas völlig Neues erleben und aus all diesen Gründen gehört das halbe Jahr zu den besten Erfahrungen, die ich je gemacht habe. Ich würde jederzeit wieder nach Paris gehen und kann dies uneingeschränkt empfehlen!

École nationale supérieure des Arts Décoratifs Paris - WS 2013/14 (Kommunikationsdesign)

Robert Enk