Foto - Dennis van den Worm auf Unsplash

Ein Auslandssemester machen zu wollen, diese Entscheidung stand bei mir schon vor dem Beginn des Studiums fest. Zur Auswahl standen ausschließlich spanisch-sprechende Länder, da ich die Kenntnisse dieser Sprache festigen wollte.

Nach der Rücksprache mit dem International Office unseres FB war in meinem Fall (Fotografie) nur Spanien möglich. Mexiko oder Cuba kooperieren leider nur mit den Film-Studenten.

Es sollte nach Barcelona gehen.

Ich habe mich rechtzeitig (relativ früh, ein Jahr im voraus) um alles gekümmert und informiert. Pünktlich zum 15. November hatte ich meine Unterlagen abgegeben.

Die Betreuung durch beide Seiten war gut und hat vieles übersichtlicher gemacht.

Am 29.01 ging es dann endlich nach Spanien. Die Wohnungssuche in Barcelona könnte einem etwas eigenartig vorkommen, man findet sehr schnell was, wenn man will - sehr sehr schnell. D. h. Wenn wir in Deutschland es gewohnt sind unsere Wohnung 3 Monate im voraus zu kündigen und was neues zu suchen, bedarf es hier einer Woche, meist nur wenigen Tagen, vor allem in den Wechselmonaten zwischen den Semestern.

So bin ich auch nach einigen Recherchen im Internet: gute Online-Portale wären da z.B. loquo.es (sehr unübersichtlich, viele Wohnungen, schneller Wechsel) oder idealista.com (viel besser gestaltet, mehr Bilder, weniger Angebot) zum Entschluss gekommen erst vor Ort anfangen zu suchen. So kam ich nach Barcelona und nach 2 Nächten bei einem Couchsurf-Host und intensiver Suche hatte ich meine Traum-WG gefunden. Zimmerpreise sind mit Großstädten in Deutschland vergleichbar. Quadratmeter-angaben werden meist gar nicht gemacht und sind uninteressant, im groben bezahlt man zwischen 300-400 für ein gutes, mittleres Zimmer (10-14m²), mit Fenster, relativ gut und zentral gelegen.

Die Stadt ist sehr turistisch und daher relativ teuer, man findet sich aber schnell zurecht und seine studentischen Ecken.

Die Fakultät Bellas Artes ist relativ groß und verfügt über ein sehr breites Angebot und viele verschiedene Werkstätten (Druck, Bildhauerei, Malerei), Studios, Video-Ausleihe (Licht+Kameras), vollausgestattete, schnelle Rechner, etc.

 

Im allgemeinen kam es mir sehr verschult vor, es gab relativ wenige Freiheiten und der Unterricht erinnerte eher an Oberstufe als an eine Uni. Prüfungen sind mit unseren in Dortmund zu vergleichen, bestehend aus der Präsentation der im Semester erarbeitenen Projekte.

Der Unterricht findet in vielen Fällen in katalan statt. Die Schule und Mehrzahl der Studenten legen da einen sehr großen Wert drauf. Abhängig aber von dem Professor (und der Anzahl der Erasmus-Studenten im jeweiligen Kurs) wird es auch in Spanisch angeboten. Englisch ist eher die absolute Ausnahme und gibt es so gut wie nicht. Wer nicht bereit ist spanisch (oder besser sogar katalan) zu sprechen, der sollte ein anderes Land aufsuchen. Viele sind überrascht und wissen nicht, dass Barcelona im Bundesland Katalunien liegt und diese Sprache (ist kein Dialekt) sich wesentlich vom spanischen unterscheidet. Die Menschen hier legen einen großen Wert auf ihre Kultur und Sprache.

Ich kam hierhin mit dem Wunsch Spanisch zu lernen und habe es mit großem Erfolg gemacht, auch beim größten Willen ist es natürlich unmöglich zwei unbekannte Sprachen auf einmal zu lernen. Einige Phrasen auf katalan sind jedoch hilfreich und brechen manchmal das Eis...;) Die UB (Universidad de Barcelona) ist sehr groß, mit vielen Fakultäten und bietet auch eigene Sprachkurse für die ERASMUS-Studenten an. Hier http://www.eh.ub.edu/ kann man sich informieren und nach einem kurzen Einstufungstest vor Ort wird man einer passenden Gruppe zugeteilt. Der Unterricht ist sehr gut und intensiv.

Mit dem Erasmus-Zuschuss hat es leider nicht geklappt. Nachdem ich alle nötigen Unterlagen endlich zusammen hatte (ich war in Spanien, es dauert manchmal etwas länger) so wurde mir mitgeteilt - dass die Kassen leider schon leer waren.

 

FAZIT: Diese Erfahrung gemacht zu haben möchte ich nicht missen, zum einen die Sprache zu lernen und zum anderen natürlich das Land. Ich habe viel gereist, viele neue Freunde gewonnen und die Stadt Barcelona ist mir sehr ans Herz gewachsen. Würde ich mit den Empfehlungen anfangen, könnte man ein ganzes Buch füllen (und das tun schon etliche Blogs im Internet). Entdeckt es selbst und lasst diese wunderbare Stadt auf euch wirken!

Ich kann nicht genau sagen was besser oder schlechter ist, es ist aber definitiv anders. Und das zu erleben, sollte die Prämisse jedes Studenten sein. Wir leben in der Europäischen Gemeinschaft, die Grenzen schmelzen immer mehr zusammen und es ist wichtiger denn je die Kulturen unserer Nachbarn zu kennen und zu erforschen.

Universitat de Barcelona, Facultad de Bellas Artes, Sommersemester 2012 (Foto)

Anatol Gottfried